Auch wenn schon in den frühen Morgenstunden klar war, dass Veranstalterin Gerhild Illmaier durch die schlechte Wetterlage gezwungen war, die Alm abzusagen und die Route auf ein mögliches Minimum zu verkürzen, wurde die Kultur-Almentour auch 2013 zum vollen Erfolg. Per Autokonvoi ging es für etwa 30 Wetterfesten zum Pichlerhof, von wo aus sie Wanderführer Lorenz Kabas nach einer kurzen Kennenlern-Einlage in Richtung Eisenerzer Ramsau führte. Der Weg dorthin wurde von den Weisen- und Jodlerbläser aus dem Erzbergland – dem Duo Stangl Blos – musikalisch begleitet. Für ihr nicht enden wollendes Interesse an den volksmusikalischen Enlagen rund um den Wandertrupp, wurde die am Wegrand postierte Kuhherde von den beiden Musikanten mit dem „Kiamöcher“ belohnt.
So standen wir also da. Einige Dutzend Wanderer, zahlreiche Künstlerinnen und gut 20 Rinder, die allesamt dem feucht-kalten Wetter wenig, den ersten Klangeinlagen jedoch einiges abgewinnen konnten. Zur äußerst gemütlichen „Haas Hütt’n“ war es aber nicht mehr weit und schon in Kürze sollte man bei Most, Kaffee, Wuchteln und Steirerkas‘-Broten weitere musikalische Leckerbissen genießen dürfen. Die Ober- und Untertonsängerin Doris Kirschofer und der Munharmonikaspieler Stephan Rausch wanderten dabei von Raum zu Raum und lösten mit teils außergewöhnlichen Darbietungen helles Staunen und Begeisterung aus. Der Journalist Tobias Micke zeichnete für die literarischen Köstlichkeiten verantwortlich. Mit Ausschnitten seines Erfolgsbuches „Almhandbuch für Stadtmenschen“ gab er pointenreiche Einblicke in sein mehrmonatiges Sommerabenteuer als Bergbauer in den Gailtailer Alpen.
Auch wenn sich die Regenwolken konsequent über Eisenerz und dem umliegenden Bergland festhielten, blinzelte schon auf dem Rückweg zum Pichlerhof zum ersten Mal das Sonnenlicht durch die Wolkendecke.
Nach weiteren Leseproben von Tobias Micke begeisterten im Gasthaus die serbische Bratschistin/Sängerin Jelena Poprzan und die kosovarische Cellistin Rina Kaçinari, alias Catch-Pop String-Strong, mit erfrischenden musikalischen Grenzüberschreitungen zwischen Balkan, Bach und Brecht. In einer kurzen Pause sammelte Lorenz Kabas noch freiwillige Spenden für die Tombola, bei der jedes Los gewinnen, und CDs sowie Bücher der KünstlerInnen, prachtvolle Bildbände oder etwa kulinarische Köstlichkeiten aus der Region unter die Kulturliebhaber bringen sollte.
Mit Fortdauer des Nachmittags füllte sich der Pichlerhof zusehends und brachte auch die weniger wetterfesten Kulturinteressierten in den Genuss des hochkarätigen Programms. Und dann ging es auch schon Schlag auf Schlag: Ein spontanes Maultrommel-Mundharmonika-Duett von Kirschofer-Rausch, das berührende „Woat auf mi“ von Doris Kirschofer und nochmal das famose Duo Catch-Pop String-Strong mit der tragisch-komischen Geschichte von „Slavica“, die abseits jeglicher Vorurteile von Herrn und Frau Mag. Moser vielleicht ein wenig zu sehr gemocht wird! Als Soyka/Stirner in Begleitung der Violinistin Martina Rittmannsberger mit urwienerischer Herzblutmusik den Ausklang eines wunderbaren Kulturnachmittags einleiteten, verschmolzen die farbprächtigen, ans Fensterglas gelehnten Gemälde von Peti Heidegger, mit den frühabendlichen Sonnenstrahlen die der Erzberg reflektierte. Und als der Bus die Grazer Gäste aus dem Gebirge in die Heimat brachte, ging es im Pichlerhof noch bis in die späten Abendstunden mit den letzten Impressionen von eisenerZ*ART 2013 weiter.
(Michael Pelitz)