Trotz Rekordhitze waren es an die 130 Personen, die am Abend des 1. August neugierig zum Auftakt der Reihe „Eisenerz im Film“ in den alten Tanzsaal strömten. Viele ältere Personen freuten sich, den Saal wieder zu sehen, in dem sie als Jugendliche unzählige Stunden verbracht hatten. Denn das um 1910 als Vergnügungssaal errichtete Gebäude, das den Gasthof „Zum Kaiser von Österreich“ ergänzte, wurde nach seiner angedachten und anfänglichen Nutzung als Tanz- und Theatersaal rasch zur Vorführung der neu entstandenen Kunst der Kinematografie genutzt und schließlich als Kino adaptiert. Als solches war das nun seit Jahrzehnten leer stehende Gebäude ein Hotspot jener Zeit, stellte das Kino in der Nachkriegszeit doch beinahe das einzige, in jedem Fall aber ein hoch begehrtes Freizeitvergnügen dar, was sich regelmäßig in langen Menschenschlangen vor dem Eingang äußerte.
Und nun sind es erneut Filme, die hier im August gezeigt werden – zwar nicht aus Hollywood, dafür mit 100 Prozent Eisenerz-Bezug.
Eröffnet wurde die Reihe am Abend des 1. August mit dem teilweise am Erzberg gedrehten Monumentalfilm „Sodom und Gomorrha“. Im Vorfeld erklärte Wolfgang Stritzinger, Kurator der Reihe „Eisenerz im Film“ unter anderem, dass dieser Film von 1920, der alles Bisherige übertreffen sollte, letztlich viermal soviel kostete wie geplant und als teuerste Kinoproduktion aller Zeiten in die österreichische Filmgeschichte einging.
Dann hieß es „Film ab“, und der großartige weltbekannte Stummfilmpianist Gerhard Gruber nahm am Piano seitlich der Leinwand Platz. Er verstand es, durch vielfältige Nuancierungen, unterschiedliche Rhythmen und überraschende Tempowechsel die Aufmerksamkeit des Publikums 95 Minuten lang ununterbrochen zu halten – so sehr, dass man in den leisen Passagen eine Stecknadel hätte fallen hören können. Der Film selbst bestach mit aufwändiger Architektur, hoch ästhetischen, zum Teil jugendstilhaften Kostümen, zahlreichen eindrucksvollen Massenszenen und der uns heute fremd anmutenden mimikstarken Schauspielkunst der Stummfilmzeit.
So bot sich den EisenerzerInnen ein wahrlich rares Kinoerlebnis in nostalgischer Umgebung, wofür sich das Publikum mit heftigem Applaus bedankte.
Was Wolfgang Stritzinger zu erwähnen vergaß ist die durchaus interessante Tatsache, dass der Regisseur von „Sodom und Gomorrha“, der Ungar Michael Kertész, später unter dem Namen Michael Curtiz in Hollywood reüssierte, wo er einige erfolgreiche Abenteuer-Filme mit Errol Flynn und dann den legendären Kassenschlager „Casablanca“ realisierte.