Das „Warm-up“ des Duos Hirsch erfolgte noch wie geplant bei der Finissage von Markus Mosers Ausstellung „Erinnerungen, geformt aus Draht“ im FreiRaum Eisenerz. Unplugged gab es hier vor kleinem Publikum ein paar Songs zum Besten und stimmte sich für den nachfolgenden Auftritt ein. Der musste allerdings wetterbedingt von Gerhilds Garten ins Postmuseum verlagert werden – was dem Publikumsinteresse jedoch keinen Abbruch tat:
Über 60 Personen aus Nah und Fern folgten, mit gebührlichem Abstand auf zwei Räume aufgeteilt und durch Live-Videoübertragung miteinander verbunden, der ebenso hochkarätigen wie anspruchsvollen Text-Musik-Performance.
Bodo Hell war extra von seiner Alm am Dachstein herabgestiegen um gemeinsam mit seinen Musikerfreunden wieder einmal bei eisenerZ*ART aufzutreten. Der Dichter und Teilzeitsenner beeindruckte mit virtuosen Wortkaskaden, die er in gewohnter Leichtigkeit über das Publikum ergoss. Mit viel Witz und erstaunlichem lokalem Wissen behandelte er verschiedenste Themen wie die Wirkung der heimischen Bäume, kluge Sprüche zu Kalenderdaten und Wetterheiligen, die Geschichte von Amor und Psyche bin hin zur Legende der Heiligen Corona. In Anspielung auf seine Mitwirkung an der Ausstellung „Eisenerz… auf Draht“ (2014) baute er drahtige Wortspielereien in seinen Vortrag ein und handelte augenzwinkernd auch das Thema Rost – vom Frost, Lattenrost und Prost bis hin zum Seelentrost – ab.
Die perfekte musikalische Ergänzung steuerte Hirsch Fisch bei – mit Bluegrass-Steirercountry und knappen, grotesken Texten sang und spielte sich das Duo mit Ukulele, Gitarre, Dobro, Banjo und Perkussion auf Anhieb in die Herzen des Publikums. Norbert Trummer, selbst auch als bildender Künstler tätig, und Klaus Tschabitzer alias Johnny Schwimmer erzählten großteils in bestem „Ouststairisch“ kleine existenzielle Geschichten, die zwischen Melancholie und Heiterkeit variierten. Mit „Zwiedawurzn“ und „Zweite Kassa bitte“ nahmen sie das Raunzen und Granteln aufs Korn, wenn es heißt: „Wir san schnöll lang beleidigt, wenn uns ana kränkt / oba vergessen glei, wenn uns mal wer wos schenkt“. Tiefgründig wurde es bei „Des eiskoite Wossa“, das mit diesen Zeilen beginnt: „I geh obi an die Donau / bind ma an Stan umman Hois / hupf in des koite Wossa / im Winta is koit“. Flockig leicht wiederum und in Hochdeutsch kamen „Liebling, du bist zu schnell für mich“ wie auch „Ich sah sie auf der Leiter stehen“ daher.
In der Pause wurden Bücher von Bodo Hell und CDs von Hirsch Fisch verkauft und signiert. Im zweiten Teil lieferte der Dichter noch eine Textpassage, bevor er sich von der Bühne verabschiedete, um nächtens zurück auf seine Alm zu steigen. Den Abschluss bildete ein rein musikalischer Teil, bis nahezu das gesamte Hirsch Fisch Repertoire aufgebraucht war. Das Publikum bedankte sich mit sehr herzlichem Applaus.
(Fotos von Siegi Gallhofer)