Nach intensiver Vorbereitung – mehreren öffentlichen Aufrufen zur Filmabgabe im Vorjahr, intensiven persönlichen Recherchen und sechs Monaten Sichtungs- und Editierarbeit des fünfköpfigen Teams – war es am 21. November endlich soweit: Pünktlich um 14 Uhr wurde in der Galerie Fedl die Ausstellung „Eisenerz im Amateurfilm“ eröffnet.
Schon bald bewegten sich zahlreiche BesucherInnen neugierig durch die Ausstellungs-räume, bestaunten das zum Teil uralte Filmmaterial, erkannten oder rätselten über Personen und Orte. Auf drei Medienstationen wurden, thematisch gegliedert, Filmausschnitte und im Loop abgespielte Kurzfilme präsentiert. Das Bild eines der Monitore wurde über einen Beamer an die Wand projiziert.
Der Hugo-Stinnes-Aufzug, die Schrägaufzüge Dreikönig-Zauchen und Zauchen-Thekla, die Siedlung Wismath, Arbeiten am Erzberg und im Forst, Eislauf-Vergnügen, Schifahren, Fasching, Eisstockschießen, sommerliches Leben auf der Alm, die 1950er und 1960er Jahre wie auch die 1970er und 1980er Jahre, zogen vor dem interessierten Publikum vorüber. Die Geräuschkulisse in der Galerie erschien vor dem Hintergrund der Stummfilme umso lebendiger: Mit Begeisterung und Erstaunen verfolgten die EisenerzerInnen Szenen, die an wiedererkennbaren Orten spielten – auch solchen, die es gar nicht mehr gibt. Dazwischen eingestreut waren Beispiele heutiger YouTube-Videos.
Im zweiten Raum war originale Filmtechnik der österreichischen Firma Eumig – seinerzeit Marktführer u.a. bei Schmalfilmkameras und Projektoren – ausgestellt: Eine alte C4-Kamera, ein V8-Projektor, eine Klebepresse und anderes Zubehör machten die Materialität dieser analogen Filmtechnik deutlich. Verstärkt wurde dieser Ausflug in eine andere Ära des selbstgemachten Films noch durch eine stilisierte Wohnzimmersituation, bei der von einem kleinen Tisch aus Super8-Filme mit Natur- und Familienaufnahmen kleinformatig an die Wand projiziert wurden.
An den Wänden rundum hingen Plakate mit Steckbriefen der beteiligten Eisenerzer Amateurfilmer. Sie waren ja die Stars der Ausstellung, die auf diesem Weg in den Mittelpunkt gerückt wurden. Wer von ihnen nicht gerade im Krankenhaus lag oder anderweitig verhindert war, war mit Herz und Seele dabei. So auch der Älteste im Kreis, der just an diesem Tag seinen 95. Geburtstag feierte. Zu den BesucherInnen zählten außerdem die Nachfahren der bereits verstorbenen Filmemacher. Darunter eine Familie, die sich zu diesem Anlass nach 15 Jahren zum ersten Mal wiedersah.
Die AusstellungsbesucherInnen kamen aus Eisenerz und Umgebung, aus Wien und aus Graz. Der jüngste war erst 13 Jahre und doch schon ein Altbekannter, hatte er doch bereits 2013 als 11-Jähriger keinen einzigen Streifen der Reihe „Eisenerz im Film“ ausgelassen!
Besonders dicht gedrängt ging es in der Galerie ab 17 Uhr zu, als spezielle Filmprojektionen und ein Round Table angesetzt waren. Nach der Begrüßung durch die Veranstalterin gab es eine Kurzeinführung zum Thema Amateurfilm von Kustos Wolfgang Stritzinger. Dann startete das Filmprogramm, das zum Teil digital, zum Teil auf Super 8 projiziert wurde. Gezeigt wurden Filme bzw. Filmausschnitte der anwesenden Filmemacher, allesamt Stummfilme, kurz erläutert vom Filmemacher und Philosophen Martin Schitter und zum Teil von Beteiligten bzw. Kennern der Materie kommentiert.
Im Anschluss folgte die von Karin Talaber und Barbara Jernej geleitete Gesprächsrunde mit den anwesenden Filmemachern bzw. deren Nachkommen: Albert Streicher, Hubert Rumpler, Karl Kahr, Hilda Keil, Ulli Wahsner und Walter Katzbauer. Dabei war so Manches über die persönlichen Zugänge beim Filmemachen, über besondere Herausforderungen und über Details der Herstellung zu erfahren.
Auch der zweite Ausstellungstag war gut besucht. Erneut wurde ab 17 Uhr eine Auswahl von Amateurfilmen vorgeführt, sachkundig einbegleitet von Martin Schitter. Als letzter, etwas aus dem Rahmen fallender Programmpunkt war um 19 Uhr die Vorführung des Films „Die Wasserteufel von Hieflau“ angesetzt: Dieser filmhistorisch interessante Streifen aus dem Jahr 1932 wurde zu einem guten Teil am Leopoldsteinersee und im Gesäuse realisiert. Die teilweise fehlende Tonspur wurde durch persönliche Interpretationen der ZuschauerInnen wettgemacht.
Das Echo der BesucherInnen auf die Ausstellung war ausnehmend positiv. Einzelne Personen merkten an, dass sie selbst noch altes Filmmaterial in der Schublade hätten – was das Projektteam über eine Fortführung dieser Auseinandersetzung mit dem audiovisuellen Erbe von Eisenerz in zwei Jahren nachdenken lässt. Ventiliert werden soll auch die Möglichkeit der Herausgabe einer DVD mit dem präsentierten Amateurfilmmaterial.
Vielleicht kann es ja noch weitere Augen zum Strahlen bringen.
(Fotos: Siegi Gallhofer, Gerhild Illmaier)