Samstag frühabends. Entgegen aller Prognosen regnet es nicht. Perfekte Bedingungen für einen Ausstellungsbesuch in Eisenerz! Das dachten offenbar einige, denn das Gros der rund dreißig BesucherInnen reiste von auswärts an, aus Graz, Trofaiach, Hieflau und Kärnten, wobei manche das Kulturereignis mit einem Ausflug in die Natur verknüpften.
Im Licht der neuen Ausstellung erscheinen die Räume der Galerie vollkommen verwandelt. Waren sie zuletzt geprägt von irisierenden metallischen Bildern und Pop Art Motiven auf prall gefüllten Wänden, so üben sich die Protagonistinnen der aktuellen Ausstellung, Andrea Fian und Nicole Maunz, sichtlich in der Kunst der Reduktion. Die wenigen präsentierten Arbeiten sind perfekt auf die Räume abgestimmt. Das Buffet und alles Mobiliar musste nach draußen weichen und sogar das Einbauregal wurde weiß ummantelt, damit nur ja nichts von der Kunst ablenken kann.
Als dominantes Element schwebt im ersten Raum ein organisch anmutendes Objekt aus Metall und Textil über einem kreisrunden Feld aus Erde. Auf der Wand dahinter prangen zwei ausdrucksstarke Fotografien: Nicole Maunz inszeniert sich selbst mit dem Schmuckobjekt und macht ihren Körper zur Oberfläche und Leinwand – einmal in Form eines gestochen scharfen Bildes und einmal als langzeitbelichtetes Abbild, was ihre Gestalt ätherisch und nahezu engelhaft wirken lässt. Zwei weitere Objekte von Maunz, die nur im weiteren Sinne als Schmuck zu bezeichnen sind, werden in Raum zwei und drei auf Konstruktionen aus Metallgestell und Wurzelwerk ausgestellt. Komplettiert werden auch diese Arbeiten durch Fotografien, auf denen die 1979 in Eisenerz geborene Künstlerin, die bei Wolfgang Rahs an der Ortweinschule in Graz die Meisterklasse für Schmuck und Metallgestaltung absolvierte, skulptural in Erscheinung tritt – ihr Körper als Display für ihre Kunst.
Raum zwei trägt in erster Linie Andrea Fians Handschrift. Fian wurde 1973 in Feldkirchen/Kärnten geboren und studierte Malerei bei Prachensky und Schmalix an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Neben einzelnen großformatigen Arbeiten auf Molino präsentiert die Künstlerin im FreiRaum je eine Serie auf Transparentpapier und auf Leinwand – feine Kompositionen in zarten Pastelltönen, deren Formensprache an organisches Material erinnert. Fians starker Naturbezug – sie verbringt viel Zeit auf einer Alm im Kärnten und dort im Wald – kommt zudem durch die Präsentation ausgewählter Malobjekte zum Ausdruck, die durch künstlerische Bearbeitung und zarte Farbgebung von scheinbar unbedeutenden Fundstücken aus der Natur entstehen.
Die Arbeiten von Nicole Maunz und Andrea Fian ergänzen sich in allen Räumen in absoluter Harmonie, wobei die reduzierte Art der Präsentation den Ausstellungsstücken noch zusätzliche Präsenz verleiht.
Nach der Begrüßung und Einleitung durch Hausherrin Gil Illmaier vermittelte Barbara Jernej im Gespräch mit den Künstlerinnen auf sehr einfühlsame Art deren angenehm unaufgeregten Zugang zur Kunst wie auch ihre persönliche Nähe zur Natur. Mit spürbarem Interesse folgte das Publikum den Ausführungen, die schließlich fast unmerklich in den informellen Teil des Eröffnungsabends überglitten, bei dem man in Ruhe die ausgestellten Stücke betrachtete, sich draußen am Buffet stärkte und noch lange über Kunst und andere Dinge des Lebens plauderte.
(Fotos: Siegfried Gallhofer)