KURZINFO
Anknüpfend an die Reihe „Eisenerz im Film“ (2013) lädt Eisenerz im Amateurfilm erneut zu einer Zeitreise ein: Entdecken Sie Filmschätze, die private Rituale, Aspekte des sozialen Lebens, den Arbeitsalltag auf dem Erzberg oder öffentliche Ereignisse dokumentieren, sowie filmische Kleinode, die durch die Seltenheit der Motive oder ihren spielerischen Zugang bestechen.
Die Ausstellung zeigt historische Filmdokumente, die persönliche Erinnerungen wecken und beinahe Vergessenes ins kollektive Gedächtnis zurückholen. Frei von Pathos werden Einblicke in persönliche Lebenswelten gewährt und der Geist vergangener Zeiten heraufbeschworen. In scharfem Kontrast dazu stehen einige Beispiele heutiger, auf youtube veröffentlichter filmischer Inszenierungen.
Die filmischen Erinnerungsstücke aus den verschiedenen Eisenerzer Privatarchiven sind, nach Themen gegliedert, auf einer Reihe von Medienstationen zu erleben. Einige ausgewählte Filmraritäten werden auch auf Leinwand präsentiert. Ein Round Table mit den beteiligten Filmemachern bzw. deren Nachkommen wirft ein Licht auf Hintergründe und die Entstehungsgeschichte der Filme (21.11. um 17 Uhr).
Für das zur Verfügung gestellte Material bedanken wir uns bei Helmut Brunner, Erwin Grabner, Ingrid Gruber, Helga Herbst, Ernst Hohenberg, Karl Kahr, Hilda Keil, Manfred Pucher, Hubert Rumpler, Albert Streicher, Walter Katzbauer, Gerda und Ulrike Wahsner.
PROGRAMM IM DETAIL
Im Rahmen der Reihe „Eisenerz im Film – Eine hundertjährige Filmgeschichte“ wurden 2013 einen Monat lang professionell produzierte Filme aus verschiedenen Genres präsentiert, bei denen Eisenerz oder der Erzberg eine zentrale Rolle spielte. Ein Projekt, das bei der Bevölkerung auf allerhöchstes Interesse stieß.
Mit der Ausstellung Eisenerz im Amateurfilm wird nun eine zweite Annäherung an das audiovisuelle Erbe der Stadt versucht. Eine besondere Herausforderung, wenn man bedenkt, dass das Laienhafte, Autodidakte, Liebhaberische, das dem Amateurfilm innewohnt, oft vorschnell als technisch stümperhaft und inhaltlich banal abgetan wird. Dabei scheint ein solches Verständnis die Tatsache auszuklammern, dass private Filmarbeiten die Wiege des professionellen Filmes darstellen und aus kulturhistorischer Sicht von unschätzbarem Wert sind. Sind doch Amateurfilme eine eigene Form des künstlerischen Ausdrucks und eine einzigartige Quelle der Zeitgeschichte, die Einblick in spezifische Blickkulturen und individuelle Erinnerungskulturen geben und dem Betrachter authentische Rückblicke in vergangene Zeiten ermöglichen. „Anders als offizielle Wochenschauen und Belangsendungen sind private Filme unzensierte historische Dokumente, die mitunter als Quellmaterial für neue Erkenntnisse herangezogen werden können. Denn alles Private ist gewissermaßen auch politisch.“ (Wolfgang Stritzinger)
Entstehung und Wesen der Ausstellung
Um an den „Stoff“, das Material für diese Veranstaltung zu kommen, wurde in den vergangenen Monaten intensiv recherchiert. Nahezu detektivisch hantelte man sich von Spur zu Spur. Als Ergebnis öffentlicher Aufrufe, persönlicher Kontaktnahmen, Anfragen in Filmclubs und Archiven lag uns schließlich eine unerwartete Fülle an Material vor: Super 8, Normal 8 und VHS-Filme in Form von Originalen und Digitalisaten. Ingesamt galt es, rund 50 Stunden Footage zu sichten, überspielen, digitalisieren und zuzuordnen.
Als inhaltlich besonders prägnant hat sich dabei einmal mehr der scharfe Kontrast zwischen Lebens- und Arbeitswelt erwiesen. So reihen sich „selbst konfektionierte“ Dokumentationen, etwa über die Arbeitswelt am Erzberg und die Erzbergbahn, an ungeschnittene Aufnahmen, die andere Umfelder wie die Forstwirtschaft oder die Bergrettung im Einsatz, öffentliche Ereignisse (unzählige Fassungen der Barbarafeiern, Faschingsumzüge, maskierte Schirennen), sportliche Aktivitäten (vor allem Schi fahren und Eis laufen), Landschaftsaufnahmen und letztlich auch das Privatleben zeigen. Im Konvolut fanden sich sogar narrative Kurzfilme, die mit Witz und Humor Geschichten erzählen. Unberücksichtigt blieb all jenes Filmmaterial, das auf Urlauben, Vereinsreisen und Ausflügen entstanden war.
Der historische Hauptteil, der sich im Wesentlichen aus Filmausschnitten der 1950er bis 1990er Jahre speist und thematisch gegliedert in einzelnen Medienstationen zu sehen ist, wird in der Ausstellung kontrastiert mit Beispielen heutiger Amateurfilmkultur: über YouTube verbreitete Videos, die etwa Extremsport dokumentieren oder den Ort aus persönlicher Sicht zeigen.
Größer projiziert werden einzelne Filmbesonderheiten, etwa über Einrichtungen, die es heute nicht mehr gibt, wie das Hochofenbad, das Wismath Berghaus, den Hugo Stinnes Aufzug oder den Schrägaufzug. Um die Materialität des seinerzeitigen analogen Filmens und Projizierens wieder ins Bewusstsein zu holen, wird ein Teil dieser Schmalfilm-Relikte vom Original projiziert.
Ebenfalls im Rahmenprogramm gezeigt wird ein filmhistorisch interessanter Spielfilm von 1932, eine Kajaksportler-Geschichte, die in der Motivwahl an Amateurfilme denken lässt und u.a. im Gesäuse und am Leopoldsteinersee realisiert wurde.
Klarerweise ist die Motivpalette des gesammelten Filmmaterials ebenso unterschiedlich wie die Persönlichkeiten, Interessen und Vorlieben der Eisenerzer Filmemacher. Überhaupt waren es nur einige wenige, die sich dieses kostspielige Hobby leisteten und ihm mit grenzenlosem Enthusiasmus zahllose Stunden der Beschäftigung widmeten.
Um mehr über die Motivation bzw. die persönlichen Zugänge der Filmemacher zu erfahren, werden Interviews mit den aktiven Filmern bzw. deren Nachkommen geführt. Die Quintessenz ihrer Aussagen ist in der Ausstellung in steckbriefartigen Plakaten nachzulesen. Bei einem Round Table am Samstag, 21.11. um 17 Uhr werden zudem Gespräche mit den beteiligten Filmemachern bzw. deren Nachkommen stattfinden, in denen Beweggründe, Anreize und auch Schwierigkeiten beim Filmen beleuchtet werden sollen.
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RAHMENPROGRAMM
Samstag, 21. November
17.00 Uhr Round Table mit Filmemachern und deren Nachkommen, Überraschungsfilme
Sonntag, 22. November
17.00 Uhr Beispiele aus dem Amateufilmkonvolut
19.00 Uhr „Die Wasserteufel von Hieflau“ (1932, 60 min.) – zum Teil fehlende Tonspur
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Projektteam:
Wolfgang Stritzinger, der bereits „Eisenerz im Film“ 2013 kuratierte und den Anstoß zu „Eisenerz im Amateurfilm“ gab
Karin Talaber, Eisenerz-kundige Kunsthistorikerin, führte Interviews mit den Filmemachern
Martin Schitter, Philosoph und selbst Filmemacher, unerlässlich für alles Technische
Barbara Jernej, Texterin und Ratgeberin
Gerhild Illmaier, Produzentin und treibende Kraft
Wir bedanken uns bei unseren BeraterInnen Gerhard Edelbauer, Edith Krapf, Petra Loitzl, Erich und Erwin Salzer und Rainer Steyrleithner. Weiters danken wir OchoReSotto, deren technischer Support in Sachen 8 mm die Materialsichtung überhaupt erst ermöglichte.
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Nachfolgend die Darstellung der beteiligten Amateurfilmer (diese Plakate waren Teil der Ausstellung):