Bereits zum dritten Mal in Folge stürmte ein neugieriges Publikum – an die 120 Personen aus Eisenerz und Umgebung – den Alten Tanzsaal in Eisenerz, um einen weiteren Abend der Programmreihe „Eisenerz im Film“ zu erleben. Auf dem Programm standen zwei höchst unterschiedliche Filme, wie Kurator Wolfgang Stritzinger in seinen einleitenden Worten erläuterte.
Den Auftakt gab der Film „Erz-Schmerz“ des Regisseurs Bernhard Frankfurter aus dem Jahre 1984, der den Abschwung und den Stellenabbau im Bergbau thematisierte. Dieser war stets geprägt vom Weltgeschehen, er wurde animiert durch Kriege und gebeutelt von Wirtschaftskrisen. Im Film behandelt wurde der Rückgang der Belegschaft in den letzten Jahrzehnten, die damit einhergehende Abwanderung, der sichtbaren Verfall der Stadt und das Fehlen beruflicher Perspektiven für die Jugend. Wie von Betriebsrat Dall-Asen treffend formuliert, mussten Bergarbeiter stets ihrer Arbeit hinterher ziehen – allen Gefahren im Bergbau zum Trotz.
Entbehrungsreiche Jahre hinterließen ihre Spuren am Menschenschlag im engen Eisenerzer Tal. Trotzdem wurde die Arbeit am Berg nicht nur als mühevoll und hart angesehen, sondern war auch stets von dem besonderen Duft von Verbundenheit und Heimat begleitet, eine Eisenerzerin im Film sprach vom speziellen Erzberg-Schweiß… Auch die Sicht der Jugend auf ihre Lebenswelt wurde beleuchtet; zu wenig Perspektive in einem vielleicht zu engstirnigem Tal stand die atemberaubende Landschaft einer doch geliebten Heimat gegenüber.
Im krassen Gegensatz dazu stand „Im Anfang war der Blick“, ein poetischen Kunstfilm von Bady Minck aus dem Jahr 2003. Im Zentrum der österreichische Dichter Bodo Hell, der das Land in seinem Arbeitszimmer mithilfe seiner Postkarten bereist, analysiert und zu guter Letzt selbst ein Teil der Ansichtskarten wird.
Postkarten von Seilbahnen, Bergstationen, Gipfelkreuze, Kapellen, Berghütten, Alpenstraßen – die Kartenbilder wechseln immer schneller und schneller, sodass das menschliche Auge kaum mitzuhalten vermag. Man befindet sich auf einer wortlosen Reise ins Herz der österreichischen Klischees, die direkt nach Eisenerz zum Erzberg und weiter nach Salzburg führt. Schnelle Schnitte und Trickfilmsequenzen, wie etwa ein riesiger Brotlaib, der sich zum Erzberg ausformt, aufbricht und Kügelchen abwirft, die sich als massive Bauten im Tal manifestieren, strapazierte die Sehgewohnheiten des Publikums aufs Äußerste. Durch ein Umdrehen der Ansichtskarten, das leise Rezipieren der Urlaubswünsche, durch Sätze und Begriffe an den Wänden und Möbeln des Arbeitszimmers und durch Texte von Friederike Mayröcker, Ernst Jandl und dem Dichter selbst spielt indes auch das Wort eine Rolle – jedoch vom Bild wenig toleriert, was sich im Filmende manifestiert: Der Dichter bleibt als sein eigenes fotografisches Abbild zurück.
(Karin Talaber)