Mit einer stimmigen und ausgelassen Party ganz im Stile der 1950er Jahre startete eisenerZ*ART in seine vierte Saison. Auch in den kommenden Monaten werden Einblicke in die von Wirtschaftswachstum, Urlaubseuphorie im VW Käfer und Rock ’n‘ Roll geprägte Zeit, den Rhythmus am Fuße des Erzberges mitbestimmen und bereichern.
Den Anfang des Eröffnungsabends machte die Eisenerzer Newcomerband Free Fall, die im Vorprogramm des 1950er-Themenabends eine Kostprobe ihres Talents ablegen konnte. Im Anschluss begrüßte der Schauspieler Michael Ostrowski das Publikum. Mit viel Witz sollte er in weiterer Folge durch das Programm führen. So lieferte er zusammen mit den Oldtimerbesitzern des Oldtimer & Creative Car Club Leoben spannende Einblicke in die Geschichte der mobilen Prachtexemplare, die am Rande des Bergmannplatzes zu bewundern waren. Zwei Bauchladenverkäuferinnen versorgten die Besucherinnen und Besucher mit klassisch-süßen Verführungen wie Kokosrollen, Lollies, Mannerschnitten und Pez-Bonbons samt Micky-Maus-Spender. Im Sortiment waren auch die beliebten Pustefix-Seifenblasen und die damals so unverzichtbaren, einzeln erhältlichen Glimmstangerln der Marken Smart, Dames, Lucky Strike und Ernte. An der Gastrofront wurden köstliches vollbiologisches Bier aus der neuen Spitzenbrauerei im Ort, klassische Eissorten aus der mobilen Eisdiele, Toast Hawaii und erfrischende Cocktails gereicht.
Nachdem zwei Paare des Wiener Boogie-Woogie-Vereins Die Boogiehasen eine Tanzperformance der Sonderklasse auf den Bergmannplatz zauberten, heizten die umwerfend-authentischen OldSchoolBasterds dem Publikum mit Klassikern wie “Johnny B. Goode”, “Hello Josephine” oder “Angelina” ein. Regisseur und Mitgestalter der ORF-Kultserie “Sendung Ohne Namen”, Sebastian Brauneis, stellte danach als Dr. Seltsam Kuriositäten aus den 1950ern ins Rampenlicht. Vom Stopfschwammerl – damals für 50 Groschen hergestellt, heute an die 70 Euro wert – über (aus Zensurgründen) gemalte Portraits von Pin-Up-Girls bis hin zu Aschenbechern in der typischen Nierentisch-Form und den weit verbreiteten Daisy-Kaffeetassen von Lilien-Porzellan – die Fünfzigerjahre brachten neben Technikwunderdingen auch ganz neues Design in die Wohnzimmer. Auch die nahezu unleistbaren Nylonstrümpfe waren heiß begehrt, was so manche Dame der Schöpfung dazu verleitete, die Nähte mit Kajalstiften nachzumalen um so den Luxus vorzutäuschen.
Des Weiteren gab die Künstlerische Leiterin Gerhild Illmaier – selbst im eleganten Original-50er-Ensemble, das von einer begabten Hausfrau nach einem Burda-Schnitt geschneidert sein mochte – Einblicke in das äußerst vielfältige Programm von eisenerZ*ART 2013. Als Kostprobe zu einer historischen Filmschau im Stadtsaal kommenden August wurde ein Ausschnitt des Propagandafilms „Fahrt zum eisernen Berg“ gezeigt. Freuen darf man sich schon auf Matthias Ohners Rekonstruktion von Ödön von Horváths Klassiker „Jugend ohne Gott“, auf den Filmworkshop „::: land ins sicht“ und auf die beliebte Kultur-Almen-Tour – dem vorläufigen Schlusspunkt von eisenerZ*ART Anfang September. Darüberhinaus wirft die Fotoausstellung „Eisenerz in den Fünfzigerjahren“ unter Mithilfe der Bevölkerung einen Blick in jene Zeit zurück, als die Stadt in ihrer strahlenden Blütezeit war. Davor geht das Rostfest – eines der großen Highlights des vergangenen Jahres – in die zweite Runde. Die InitiatorInnen Elisa Rosegger-Purkrabek (eingekleidet von der Grazer Boutique SUN/SET/STAR) und Franz Lammer stellten dabei das alte Forum als Festivalzentrum vor. Dieses dient vom 22. bis 24. August als Ausgangspunkt für Graffiti-Kunst, Theater, Schlager- und Heavy-Metal-Konzerte, Workshops und Kunst im öffentlichen Raum. Zudem wird die ganze Stadt mit Video- und Lichtprojektionen audiovisuell eingehüllt. Auch das Konzept des „urban camping“ wird es wieder geben, das dem Rostfestpublikum Campieren in leerstehenden Gebäuden ermöglicht.
Nachdem die OldSchoolBasterds die letzten Zugaben in die mittlerweile tanzwütige Menge gedonnert hatten, begleitete DJ Sebastian Brauneis die Partygäste mit Tanzmusik aus den 1950er Jahren bis in die frühen Morgenstunden. Ein mitreißender Start für ein äußerst vielversprechendes eisenerZ*ART 2013, das wie in den vergangenen Jahren auch heuer wieder die Stadt am Fuße des Erzberges zum Erblühen bringen wird.
(Michael Pelitz)